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Proof

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Ein Proof (dt: Prüfdruck) ist im Druckbereich die farbverbindliche Simulation eines Druckes zur Kontrolle. Ein Proof simuliert, wie das spätere Druckergebnis aussieht. So können mögliche Fehler in Farbe, Retusche und Schrift vor dem finalen Druck erkannt werden, denn dort ist eine Korrektur kostenintensiv oder oft auch nicht mehr möglich.

Ein Proof  heißt eigentlich korrekt: „Kontrakt Proof“ oder englisch „Contract Proof“ und bezeichnet den farbverbindlichen und rechtsverbindlichen Prüfdruck nach ISO 12647-7:2016, also in der aktuellen Revision aus dem Jahr 2016. Ein Proof simuliert die Farbigkeit des späteren Offsetdrucks oder Tiefdrucks innerhalb engster Toleranzen. Er wird heute nahezu ausschließlich über Proofsoftwares mit integriertem RIP berechnet und dann mit Tintenstrahldruckern auf speziellen, zertifizierten Proof Papieren hergestellt. Neben dem Begriff „Proof“ sind auch noch Begriffe wie Farbproof oder Digitalproof gebräuchlich.

Die Proof Daten werden in Separationen umgewandelt, dann wieder zu einem Composite Bild zusammengefügt, um auch das Überdrucken und Überfüllen korrekt zu simulieren. Dann werden die Daten wiederum als neu erzeugtes Composite an einen meist 8- bis 12-farbigen Tintenstrahldrucker übergeben, der die Daten druckt. Neben den Druckdaten muss ein Proof auch einen UGRA/Fogra Medienkeil tragen, um farbverbindlich und rechtsverbindlich zu sein. Die Druckerei ist dank des standardisierten Medienkeiles in der Lage, den Proof auf Korrektheit zu überprüfen. Da viele Druckereien diese Messtechnik nicht an der Druckmaschine im Einsatz haben, wird heute der Proof meist direkt mit einem Prüfprotokoll versehen, das die Korrektheit der gemessenen Werte des Medienkeiles direkt auf dem Proof bestätigt.

Proof früher und heute

Historisch im Letternsatz wurde ein Layout durch Druckfahnen geprüft. Doch bereits in den 90er Jahren wurde ein digitaler Proof erzeugt. Ein IRIS-Proof war in Deutschland weit verbreitet, auch das Chromalin oder insbesondere in den USA der Kodak Approval Proof wurden häufig produziert. Heute sind diese Verfahren im Markt nicht mehr anzutreffen, sie wurden komplett durch den Proof auf Pigment-Tintenstrahldruckern verdrängt. Als typische Proof Lösung der Anfangsjahre ist hier die Software Best Color zu nennen, die sehr verbreitet war und den frühen, farbverbindlichen Druck auf Tintenstrahldruckern ermöglichte.

Heute sind typische Proof-Softwares im Markt GMG ColorProof, EFI Fiery XF oder Colorgate Proofgate. Die meisten Hersteller bieten auch zertifizierte Proof Medien an, GMG beispielsweise das GMG ProofMedia premium semiMatte 250 mit und ohne OBA für den Proof von Bilderdruckstandards, EFI bietet hierfür das beliebte EFI 4245 Gravure Proof Paper oder das 8245 OBA für Proofs mit optischen Aufhellern. Auch für Naturpapiere bieten die Hersteller spezielle zertifizierte Naturpapiere für den Proof an, GMG das GMG ProofPaper matte 140 für den Proof ohne optische Aufheller und das GMG ProofMedia studio OBA matte 150 für den Proof mit optischen Aufhellern. EFI hat hierfür das EFI 9120 XF ohne optischen Aufheller oder das EFI 8175 OBA mit optischen Aufhellern im Angebot. Auch die Firma Felix Schöller bietet zahlreiche Proofpapiere, auch kleinere Systemhäuser wie Rauch Papiere, Colormatch oder der RGF bieten eigene oder gelabelte Proofpapiere an.

Proof nach ISO 12647-7:2016

In der ISO 12647 ist neben dem höchsten Standard des Kontrakt Proofs, kurz „Proof“ (ISO 12647-7) auch noch der Begriff des „Validation Prints“ (ISO 12647-8) definiert. Der Validation Print zeichnet sich dadurch aus, dass er zwar farblich weniger genau ist, aber auch auf Laserdruckern hergestellt werden kann. Im Vergleich zum Kontrakt Proof nimmt er aber wesentlich höhere Farbabweichungen in Kauf und ist nur nach vorheriger Absprache rechtsverbindlich. Ein echter „Proof“, also ein echter Kontrakt Proof nach ISO 12647-7 ist derzeit nicht nur farblich die mit Abstand beste Variante, sondern auch der einzige rechtsverbindliche Proof, er gilt eben als „Kontrakt“, also als „Vertrag“ zwischen Auftraggeber und Druckerei.

Proof-Hersteller und -Herausforderungen

In Deutschland wird ein Proof heute meist von spezialisierten Online-Dienstleistern hergestellt.

Früher wurde ein Proof meist von Druckereien oder Reprografie-Betrieben produziert. Bereits seit Anfang der 2000er Jahre haben sich aber auch zahlreiche Online-Dienstleister auf die Herstellung eines farbverbindlichen Proof spezialisiert.

Durch den starken Preisverfall beim Proof geht der Markt weiter in Richtung der spezialisierten Proof-Dienstleister, gerade für kleine Druckereien oder Reprostudios mit einem niedrigen Proof-Aufkommen sind Proofs nicht mehr lohnenswert, da auch hier die Kosten für Software-Updates, Messtechnik, Proof-Papiere und -Tinten seit 2020 stark gestiegen sind. Werden Proofdrucker nicht häufig genutzt, ist auch häufig mit eingetrockneten Druckköpfen und -düsen zu rechnen, die oft erst nach langwierigen Reinigungen wieder druckfähig gemacht werden können. Wer dann viele Reinigungszyklen und Düsentests auf seinem Proofdrucker für einige wenige A4 Proofs produzieren muss, kann nicht kostendeckend arbeiten.

Aber auch ein weiterer Faktor spricht für die Online Proof Dienstleister: Bestellte man früher einen „Proof“, dann war ein einfacher CMYK-Proof nach ISOCoatedV2 gemeint. Heute besteht ein Proof oft aus CMYK plus 15 Sonderfarben wie PANTONE und HKS, und es sind bei großen Proof-Dienstleistern rund 60 internationale Proof-Standards verfügbar. Zudem bieten manche Dienstleister auch den Proof für Hausstandards oder individuelle Proof-Profile an. Selbst das Überdrucken-Verhalten von Sonderfarben zueinander oder zu CMYK-Farben kann im Proof simuliert werden. Dafür bedarf es aber nicht nur aktueller Proof-Hardware, -Software und -Messtechnik, sondern auch geschulten und kundigen Proof-Experten, die die Anforderungen der Proof-Kunden verstehen und ihre Workflows und Proof-Jobs dementsprechend konfigurieren können.

Proof von Sonderfarben wie PANTONE und PDF/X-4 Daten

Auch der Proof von Sonderfarben wie PANTONE, HKS und TOYO ist nicht ganz einfach. Viele Proof-Systeme unterstützen heute die Darstellung von Sonderfarben. Aber spätestens seit der Trennung von Adobe und PANTONE sind die nach PANTONE Master Standard geprooften Vorlagen eben die Referenz für Drucksachen, nicht der teure PANTONE Fächer. Aber auch hier gibt es vieles zu beachten: Zwar sind fast alle PANTONE-Farben im Proof darstellbar, aber Neon- oder Metallic-Farben sind im Proof nicht druckbar. Auch hier können spezialisierte Proof-Dienstleister oft mehr Service und Soderfarb-KnowHow bieten als klassische Druckereien.

Auch für den Proof von PDF/X-4 Dateien mit Ebenen und Transparenzen, mit Schatten und integrierten RGB und LAB Daten ist nicht ganz einfach. Zum einen muss die Proofsoftware alle DPF/X-4 Funktionen wirklich unterstützen, zum anderen muss der Proof-Dienstleister viel Erfahrung mitbringen, um Dateien in der Datenprüfung nicht nur stupide nach „Proof-fähig“ und „nicht-Proof-fähig“ zu klassifizieren, sondern auch abwägen und hilfreiche Hinweise an den Datenersteller geben zu können, wie er seine Daten denn für den Proof und/oder Druck besser aufbereiten könnte. Auch hier sind spezialisierte Proof-Dienstleister oft besser als klassische Druckereien aufgestellt, die eher ihre Produktionsumgebung kennen als alle proofbaren und druckbaren Möglichkeiten.

Weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Proof_(Druck)

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