Auflagenpapier, Proofstandard und die Proofpräzision von Sonderfarben abstimmen.

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Heute rief ein Kunde an, der einen Proof von mehreren HKS N Sonderfarben auf einem Naturpapier in Auftrag geben wollte. „Was für ein Proofprofil soll ich denn wählen? Und wie genau können Sie im Proof denn dann meine Sonderfarben treffen? Ich muss vermutlich mehrere HKS N Rottöne im Vergleich proofen. Gedruckt werden soll übrigens auf einem Werkdruckpapier, Fly Cream, als ein etwas gelbliches Papier.“

Wie ist das Papierweiß des Auflagenpapieres?

Als erstes suchte ich mit dem Kunden nach dem Auflagenpapier in unserer Papierweiß-Datenbank. Ein schneller Blick per Volltextsuche ergab: Fly Cream von Papier Union haben wir vermessen:

Fly Cream enthält gemäß unseren Messungen keine optischen Aufheller, also "keine OBA". Das LAB Papierweiss liegt bei allen drei Messungen bei rund  LAB 95 / 0,7 / 9,2
Fly Cream enthält gemäß unseren Messungen keine optischen Aufheller, also „keine OBA“. Das LAB Papierweiß liegt bei allen drei Messungen bei rund LAB 95 / 0,7 / 9,2

Mit einem B-Wert in LAB von 9,2 ist Fly Cream also wirklich nicht nur etwas gelblich, wie der Kunde meinte, sondern deutlich gelblich, chamois, cremefarben … wie man das auch immer nennen mag. Die Idee lag also nahe, das Proofprofil „ISOUncoatedYellowish“, Fogra 30 zu prüfen, in wieweit hier das Papierweiß übereinstimmen könnte.

Wie ist das Papierweiß des möglichen Proofstandards?

Gemeinsam mit dem Kunden schauten wir in unserer „Papierweiß von Proofprofilen“ Tabelle nach:

Das Papierweiss des Proofstandards Fogra30, ISOUncoatedYellowish
Das Papierweiß des Proofstandards Fogra30, ISOUncoatedYellowish in LAB:95,93 / -0,77 / 3,85

Das Papierweiß von ISOUncoatedYellowish ist entgegen der Erwartung des Kunden nicht einmal so gelblich wie das Papierweiß des Auflagenpapieres Fly cream, das um mehr als 5 Schritte auf der B-Achse gelblicher ist. Damit war klar: PSOUncoated als aufhellerfreier Naturpapier-Proofstandard fällt aus, das ist deutlich zu weiß, ISOUncoatedYellowish ist da deutlich besser geeignet.

Auf was für einem Proofpapier wird dieser Proofstandard gedruckt?

Da nun das Papierweiß des Auflagenpapieres von Papier-Union bestimmt war, und der Proofsrtandard ISOUncoatedYellowish sich als geeignet gezeigt hat, wurde im nächsten Schritt nachgesehen, auf welchem Papier wir ISOUncoatedYellowish denn proofen. Denn wenn das klar ist, können wir auch nachschauen, wie gut wir die Sonderfarben-Rottöne vom HKS N auf diesem Papier treffen können. Auch hierfür haben wir eine Übersicht auf der Seite Proof-Papiere. Dort gibt es eine Tabelle, welchen Proofstandard wir auf welchem Papier proofen.

In der Kopfzeile der Tabelle mit den Proofstandards stehen die jeweiligen Proofpapiere von Proof.de. In diesem Falle für ISOUncoatedYellowish: EFI 9120 XF
In der Kopfzeile der Tabelle mit den Proofstandards stehen die jeweiligen Proofpapiere von Proof.de. In diesem Falle für ISOUncoatedYellowish: EFI 9120 XF

Da nun mit EFI 9120 XF das Proofpapier klar war, konnten wir zur letzten Tabelle weitergehen. Der Präzision der Farbwiedergabe von Sonderfarben auf unseren jeweiligen Proofpapieren. Diese Tabellen finden sich auf der Seite: PANTONE und HKS Proofs.

Farbabweichungen beim Proof von HKS und PANTONE Farben

Hier finden Sie die Farbabweichungen aller HKS und PANTONE Sonderfarben in Bezug auf das verwendete Proofmedium
Hier finden Sie die Farbabweichungen aller HKS und PANTONE Sonderfarben in Bezug auf das verwendete Proofmedium. Mit Klick auf „HKS N“ gelangen Sie zur Tabelle der Farbabweichungen von HKS N Farben auf EFI 9120 XF für den Proofstandards ISOUncoatedYellowish

Nun können wir weiter zur letzten Tabelle: Der Farbabweichungen von HKS N Farben auf unserem EFI 9120 XF Proofpapier. Hier kann unser Kunden nun bereits vor dem Proof nachschauen, wie gut wir technisch in der Lage sind, seine HKS N Sonderfarben im Proof zu treffen. Seine potenziellen HKS N Rottöne treffen wir mit Werten deutlich unter Delta-E00 = 1 sehr gut, ein Unterschied in der visuellen Wahrnehmung seiner HKS N Farben zur originalen HKS Referenz wird also kaum sichtbar sein.

Die HKS Rottöne neben HKS 13 N sind im Proof auf EFI 9120 XF sehr gut darstellbar. Ein Proof dieser Farben wird also recht akkurat ausfallen.
Die HKS Rottöne neben HKS 13 N sind im Proof auf EFI 9120 XF sehr gut darstellbar. Ein Proof dieser Farben wird also recht akkurat ausfallen.

Fazit: Die Mess- und Analysearbeit der letzten Monate zahlt sich für unsere Proofkunden spürbar aus.

In diesem Beispiel zeigt sich also deutlich: Unsere Kunden können anhand unserer Papierweiß-Tabellen und unserer Tabellen mit Sonderfarb-Abweichungen im Proofdruck kompetent Vorentscheidungen über den Sinn eines Proofs mit Sonderfarben treffen und ihrem Kunden auch bereits vorab etwas über die Passgenauigkeit des Papierweißes von Proof und Auflagenpapier zueinander mitteilen. Und das sogar, ohne jemals ein Blatt des Auflagenpapieres oder einen Sonderfarbfächer der gewählten Sonderfarbe je in den Händen gehabt zu haben.

Was wir nicht im konkreten Fall nicht simulieren, soll an dieser Stelle ebenfalls gesagt werden: Wenn der Kunde nun einen Proof mit vier HKS N Sonderfarben im Proofstandard ISOUncoatedYellowish bestellt, dann muss er sich sowohl darüber im klaren sein, dass wir zum einen das Papierweiß des Auflagenpapieres Papier-Union Fly Cream nicht wirklich simulieren, sondern eben nur den normkonformen Papierweiß-Wert des gewählten Proofprofiles ISOUncoatedYellowish. Was wir ebenfalls nicht simulieren ist die Verschiebung der HKS N-Rottöne in Richtung Gelb aufgrund des gewählten Auflagenpapieres bwz. Proofstandards, da wir uns auf den im Proofsystem hinterlegten LAB Wert der Sonderfarbdefinition von HKS N konzentrieren. Auch die Rottöne werden daher im Auflagendruck auf Fly Cream etwas wärmer und gelblicher erscheinen, als im Proof.

 

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