Eine neue Generation von Farbmessgeräten drängt auf den Markt: Im Gegensatz zu den klassischen Messgeräten, die als vollständig gekapseltes System entweder als Colorimeter oder als Spektralphotometer erhältlich sind, und dann über eine Schnittstelle oder App die Daten an einen Computer liefern oder direkt anzeigen, bestehen die neue Generation von Farbmessgeräten nur noch aus einer Beleuchtung und Software, als Sensor wird die Optik eines zeitgemäßen iPhones von Apple verwendet.
Bislang gab es ja zwei Messgeräte-Kategorien am Markt: Zum einen die Präzisionsgeräte, also Spektralphotometer von den Branchengrößen wie X-Rite oder KonicaMinolta, und zum anderen günstige Colorimeter oder spektrale Messgeräte wie den NCS Colorpin oder den ColorReader von Datacolor, das Colormunki von X-Rite, die NIX Messgeräte, die es auch in spektraler Version gibt oder den ColorCatch Nano 2.
Dabei unterscheiden sich die neuen iPhone-Geräte in zwei Kategorien: Zum einen gibt es Geräte wie das Colorgrail aus Frankreich, das sich als Spektralphotometer einstuft, und zum zweiten erweiterte Colorimenter wie das xade nano oder das xade nano+ aus Deutschland, das ein spektral-erweitertes Colorimenter ist. Das Colorgrail sendet dabei durch spektral gefächerte Lichtquellen Licht auf das Messfeld, misst dann die Reflektion und kombiniert diese Fotos zu einem Spektrum und einem Messwert. Das xade nano+ hat vier weiße LED Lichtquellen mit einem hohen RI von 97 im Gehäuse montiert, beleuchtet damit das Messfeld und eliminiert durch die Bauweise Streulich von außen. Beide Geräte konkurrieren mit den traditionellen Spektralphotometern, und da wir ohnehin ein NCS Colorpin SE haben lag es nahe, das neue xade nano+ einmal gegen ein i1Pro2 und den NCS Colourpin SE zu testen.
Das xade nano+ wird einfach auf ein iPhone 14 Pro oder 15 Pro aufgesteckt und über den Lightning- bzw. USB-C-Anschluss mit Strom versorgt. Da es eine direkte Kabelverbindung mit dem iPhone hat, benötigt es weder eine externe Stromquelle noch ein Akku, die Messungen können daher an jedem Ort ohne zusätzliches Notebook durchgeführt werden. Es wird einfach auf die Foto-Optik des Iphone Pro aufgesteckt und verbindet sich magnetisch mit dem iPhone. Alle Funktionen können bequem über eine App gesteuert werden.
Um die Messgeräte zu vergleichen haben wir 5 PANTONE Basisfarben und 7 PANTONE Pastell Basisfarben gemessen, um sowohl gesättigte als auch ungesättigte Töne im Vergleich zu haben. Gemessen wurde jeweils in D50 2° M2, wobei beim NCS Colourpin SE keine Angaben zur Beleuchtung gemacht werden, aber ein M2 wohl plausibel erscheint.
Daß die Bedienung bei den App-gesteuerten Messgeräten wie dem xade nano+ und dem Colourpin SE mit der Colourpin App einfach und komfortabel sind versteht sich eigentlich von selbst. In den Farbabweichungen zu einer Messung mit einem X-Rite i1Pro2 zeigte sich das xade nano+ jedoch von seiner besten Seite. Im Durchschnitt ergaben sich hier lediglich Farbabweichungen von Ø-DeltaE00 von 1,34 zum X-Rite Gerät, beim preislich ähnlichen Colourpin SE lagen diese Werte mit Ø-DeltaE00 4,25 mehr als dreimal so hoch. Das zeigt doch, wie gut die neuen Smartphone-Optiken der Handys zueinander sind und wie gut sie mit neuen Beleuchtungen und Softwares angesteuert und ausgelesen werden können.
Farbmessung: xade nano+ gegen i1Pro2 und NCS Colourpin SE
Mit einem einfachen Klick auf den Messen-Button wird die Fächerfarbe gemessen und steht wenige Sekunden später als Messung zur Verfügung. In der spektralen Ansicht können dann die Messwerte für D50 gelesen werden.
Auswahl der Meßgröße
Besonders beeindruckend: Beim xade nano+ kann die Größe der Messöffnung flexibel definiert werden. So kann entweder ein großer Farbbereich erfasst werden, oder mit der kleinsten Messöffnung rechts sogar nur die schwarze Schrift des PANTONE Textes unter den Feldern des Farbfächers in die Messung einbezogen werden.
Messoptik
Der Aufsatz des xade nano+ ist eine Beleuchtungseinheit mit 4 LED integriert und eine weiße Platte, auf der farbliche Punkte vermutlich zur Kalibration des xade nano+ angebracht sind. Links das xade nano+, in der Mitte die Öffnung von oben fotografiert mit ausgeschalteten LED, rechts die beleuchtete Öffnung schräg aufgenommen.
Mikroskopfunktion
Für mich sind ja auch die neuen Optiken der aktuellen iPhone-Pro-Generationen ein absolutes Phänomen. So kann das xade nano+ auch für Vergrößerungen genutzt werden und dringt hier in Zoom-Bereiche und Auflösungen vor, die früher nur mit einem kleinen Mikroskop möglich waren. Auch das kann eine nützliche Anwendung im Druckalltag sein, eben schnell einmal ein Raster oder einen Strichstärkenzuwachs vergrößert betrachten zu können.
Batch-Messung und Scan-Messung
Für uns nicht so spannend, aber für manche Anwender sicher sehr sinnvoll: Das xade nano+ verfügt auch über einen Batch Modus, mit dem man zahlreiche Messungen hintereinander durchführen kann ohne auf das Ergebnis warten zu müssen, die App verarbeitet und speichert die Messungen im Hintergrund, diese können anschließend entweder betrachtet oder als json exportiert werden. Im Scan-Modus erfasst das nano+ nach einem Tap auf den Bildschirm fünf Sekunden lang die Fläche, über die es bewegt wird. Das ist bei unstrukturierten Oberflächen hilfreich, um einen guten Mittelwert zu erhalten.
Fazit
Das xade nano+ war für uns wirklich eine Überraschung, da die Farbmesswerte durch sehr geringe Abweichungen zum viel teureren i1Pro2 überzeugen können. Auch in dunklen und gesättigten Bereichen waren die Messungen erstaunlich genau zu denen des i1Pro2 und deutlich besser als der preislich vergleichbare Mitbewerber aus dem Hause NCS. Da das Gerät als auch die Software-App noch permanent weiterentwickelt werden darf man gespannt sein, was noch an Ideen und Funktionserweiterungen von xade erwartet werden kann. Das xade nano und der größere Bruder xade nano+ können über Amazon oder beim Hersteller direkt bezogen werden.