Layout in RGB, Druck in CMYK. Probleme?

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Insbesondere in größeren Unternehmen stellt heute das Layout in RGB eher die Regel als die Ausnahme dar. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand:

  • Das Layout findet in einem großen, nahezu medienneutralen Farbraum statt
  • Alle Photoshop Filter stehen uneingeschränkt zur Verfügung
  • Der Prozess der Farbraumkonvertierung nach CMYK wird so spät als möglich in den Produktionsprozess verlagert

In der Praxis stehen aber insbesondere an zwei Stellen mögliche Probleme ins Haus.

Problemstellung 1: CMYK Konvertierung im letzten Schritt.
Der Katalog ist in InDesign gelayoutet, alle Daten stimmen perfekt, als letzter Schritt vor Druck und Proof steht der Export in ein druckfähiges PDF in CMYK an. Im Normalfall erfolgt das über einen Preset in InDesign, in dem die genauen Spezifikationen für die Farbraumkonvertierung definiert sind. In der Praxis ist dieser Farbraumtransfer aber kaum zu überwachen. Das Problem: Selbst wenn Sie in der exportierten PDF Datei z.B. die Farbwerte in Acrobat kontrollieren, zeigt Ihnen Acrobat nicht wirklich die enthaltenen Farben an. Auch bei fälschlicherweise immer noch enthaltenen RGB Bildern würde Ihnen Acrobat brav CMYK Werte anzeigen. Im Druck können aber beim erneuten Verarbeiten der Daten andere CMYK Werte entstehen. Da sah vor kurzem so aus:

  • Kunden sendet vermeintlich CMYK Daten zum Proof.
  • 1. Datenlieferung: Die meisten Bilder sind immer noch in RGB. Dem Kunden ist das bei der Durchsicht in Acrobat nicht aufgefallen.
  • 2. Datenlieferung: Daten in CMYK, druckfähig und prooffähig, daher erfolgt ein Proof. Die Daten wurden aber über ein falsches Profil konvertiert, daher waren alle Bilder gelbstichig. Hier fiel also die falsche Farbraumumwandlung erst im Proof auf.
  • 3. Datenlieferung korrekt. Daten im Proof ebenfalls korrekt.

Eine weitere Problemstellung: Weiterverarbeitung in der Druckerei

  • Eine Druckerei bekommt vom Kunden Darten aus Corel Draw, die in RGB gelayoutet waren, und beim Export in CMYK konvertiert wurden.
  • Ursprungs-Bilder vom Fotografen in ECI-RGB-V2
  • Corel des Designers, der die Bilder vom Fotografen übernimmt eingestellt auf sRGB
  • Der Export erfolgt in eine CMYK PDF. Der Designer weis nicht, ob eventuell seine Corel Vektor-Flächen in RGB Schwarz anders verrechnet wurden als die vom Fotografen eingebundenen RGB Bilder, die ihr Schwarz über Ebenenmaske auf eben diese Vektorflächen ausblenden.
  • Die Rückmeldung aus der Druckerei nach Datenerhalt: Das Schwarz hat zu viel Farbauftrag. Kunde und Designer sind völlig verunsichert. Denn natürlich weis keiner so richtig, wie Corel mit RGB Daten – mögicherweise profiliert oder auch unprofiliert – beim Export in CMYK umgeht.

Zugegeben: Bei einem CMYK Workflow wären solche Problematiken nie aufgetaucht. CMYK ist eben der kleinste gemeinsame Nenner zwischen Agentur, Fotografen und Druckerei. Dennoch favourisiere ich für die Zukunft den RGB Workflow. Richtig angewendet und aufgesetzt, birgt er die Chance auf deutlich bessere Druckergebnisse, da die Konvertierung nach CMYK so spät als irgend möglich erfolgen kann. Das bedeutet aber auch, daß in den Prozessschritten „so spät als irgend möglich“ Colormanagement KnowHow zur Verfügung stehen muss. Und gerade hier müssen viele Druckereien einfach passen. Denn die meisten – auch größeren Druckereien – verfahren nach dem Prinzip:

„Da kam mal einer, der hat das CTP installiert. Nach drei Tagen war er weg, und seitdem funktioniert das. Wir stecken vorne Daten rein, und hinten kommen Platten raus. Was dazwischen ist? Keine Ahnung. Warum denn?“

So geschehen vor kurzem bei einem Kunden. Für den Druck einer Broschüre mit ins Tiefschwarz auslaufenden, randabfallenden Fotografien erhielt die Rückmeldung aus der Druckerei, die Bilder doch so anzulegen, daß das Schwarz aus 40/0/0/100 besteht.

Zugegeben: Daß ein tiefes Schwarz eine CYAN Beimischung haben kann, das wurde sicher vor 30 Jahren in der Berufsschule so gelehrt. Und 40/0/0/100 ist ja auch schwarz. Einen Fotografen aber dazu aufzufordern, seine RGB Bilder auf diesen Schwarzwert auszurichten ist nicht wirklich zielführend. Aber genau so ist das bei einem Kunden passiert. Fazit: RGB ist gut, aber noch nicht in allen Druckereien angekommen. Die Drucker, die über ihren Tellerrand hinausschauen können, haben sich aber sicher schon mit dem Thema beschäftigt.

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2 Gedanken zu „Layout in RGB, Druck in CMYK. Probleme?“

  1. Sehr geehrter Herr Betz,
    mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel „Layout in RGB, Druck in CMYK. Probleme?“ und dabei die Zeile: „Insbesondere in größeren Unternehmen stellt heute das Layout in RGB eher die Regel als die Ausnahme dar.“ gelesen.
    Eins ist mir bei Ihrem Artikel leider nicht klar geworden: Layouten Sie in InDesign und legen techn. Töne, farbige Schriften etc. in RGB an, oder bezieht sich die Überschrift „nur“ auf RGB-Bilder? Sollte ersteres der Fall sein, würde ich gerne mehr darüber erfahren. Gerade was so sensible Punkte wie: reines Schwarz, reines Grau (also nur aus Schwarz aufgebaut), bzw. reine Farben wie z.B. C100%, oder M+Y100% betrifft und wie der genaue Verfahrensweg ist.
    Mit freundlichen Grüßen
    M. Schiering

    Antworten
    • Hallo Herr Schiering,

      Sie haben natürlich völlig Recht: Ich beziehe mich da eigentlich fälschlicherweise mit dem Begriff „Layouten“ auf alles, meine aber natürlich hauptsächlich die Bilder und Grafiken, in Layouts auch Sonderfarben, aber nicht Elemente, die wie z.B. eine schwarze Schrift ja eigentlich drucktechnisch „per se“ in 0/0/0/100 angelegt werden.

      RGB bezieht sich daher meist auch auf Geräte, die nativ RGB Daten erzeugen, und die ich daher unkonvertiert direkt ins Layout integrieren kann, also beispielsweise Scans und Fotos. Eine 100% Magentafläche in RGB anzulegen ist natürlich nicht zielführend, wenn klar ist, dass das Dokument später überwiegend im Druck genutzt wird, da haben Sie Recht.

      Ein anderes Thema sind Sonderfarben wie PANTONE oder LAB Töne. Früher wurden diese ja in den Adobe Produkten selbst in CMYK hinterlegt, heute in LAB, also auch hier eine Öffnung zum größeren Farbraum hin.

      Hier stieß ich tatsächlich neulich auf die Limitation von Adobe: In allen Adobe Produkten können nur maximal 27 Sonderfarben ausgegeben werden. Illustrator lässt Sie schon meiner Meinung nach nicht mehr als so viele Sonderfarben in einem Dokument verwenden, in InDesign können Sie zwar hunderte PANTONE-Farben in einem Dokument verwenden, eine exportierte PDF hat aber immer nur noch CMYK + 27 Farben, alle weiteren PANTONE Farben sind in CMYK umgewandelt.

      Wenn Sie zu diesem Thema im Netz recherchieren finden sie zahlreiche Einträge dazu, meist in die Richtung: „Wer mehr als zwei SOnderfarben anlegt, hat ohnehin keine Ahnung von Druck“ etc., aber auch viele Rückmeldung im Sinne von „Wir übergeben die Verarbeitung von Sonderfarben im Unternehmen zunehmend an das letzte Gerät in der Kette, also das RIP oder den Large-Format-Drucker etc., müssen also teilweise in Layouts und PDF-Dateien mit sehr vielen Sonderfarben umgehen, um diese so lange wie möglich als Sonderfarben zu erhalten …“

      Das stößt ja schon ins gleiche Horn: In diesem Sinne würden Sie jetzt ein 100% Schwarz sicher nicht in RGB anlegen, aber schon bei einer Graufläche könnte das Sinn machen, eine PANTONE Cool Gray anzulegen, und diese erst dann nach CMYK oder wie auch immer zu wandeln, wenn das Ausgabegerät klar ist. Im Offsetdruck würde das eben z.B. auf 50% Schwarz ausgegeben, in LFP-RIP Systemen könnten Sie das aber in 10% Light Cyan und 100% Light Grey umsetzen. Auch hier funktioniert das natürlich nur dann, wenn die Fläche nicht von vornherein als CMYK definiert wurde.

      Mit besten Grüßem, Matthias Betz

      Antworten

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