Fogra 51 und 52: Die neuen Druckbedingungen starten

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Mit langem Verzug kommen die neuen Druckbedingungen Fogra 51 und Fogra 52, PSOCoatedV3 und PSOUncoatedV3 voraussichtlich ab Ende September nun endlich in die Praxis. Der bvdm lädt zusammen mit Fogra und ECI zu einem gemeinsamen „Kick-Off“ der neuen Druckbedingungen in die Hochschule der Medien nach Stuttgart ein.

Am Mittwoch, dem 30.09.2015 ab 10 Uhr werden in der HdM Vertreter der Verbände die Neuerungen vorstellen, schrieb Karl Michael Meinecke über den Verteiler der ECI.

Bei diesem Kick-Off sollen die neuen, gemeinsam erarbeiteten Druckbedingungen und erprobten Arbeitsmittel zur Umsetzung der ISO 12647-2:2013 der Fachöffentlichkeit vorgestellt werden. Die Teilnahme ist voraussichtlich kostenfrei, eine Anmeldung unter Angabe von Name und Firma an die Emailadresse ks@bvdm-online.de ist erbeten. Die Veranstaltung findet im der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM) Neubau der Fakultät 3, Erdgeschoss, Hörsaal i003 in der Nobelstraße 10, D-70569 Stuttgart (Vaihingen) statt.

Fogra51 und Fogra52: Eine ziemliche Zangengeburt.

Der Start von Fogra51 und Fogra52 war bislang von Verzögerungen und Verwerfungen geprägt. Große Messreihen mussten nach Prüfung wieder verworfen werden, Messtechnik wie die neuen Spectroproofer ILS-30 oder neue Proofpapiere wurden erst mit großer Verzögerung geliefert. Die Seminare zur Umstellung auf die neuen ISO Normen bei der Fogra laufen seit Ende letzten Jahres mit zahlreichen Teilnehmern auf Hochtouren – nur die neuen Normen waren bis heute nicht in Sicht. Mein letzter Stand für die Veröffentlichung war Ende August, jetzt gibt es zumindest einen Kick-Off Ende September … ob dabei die neuen Druckbedingungen final vorgestellt werden bleibt abzuwarten.

Sicher aber waren allen intensiv involvierten Vertretern der Verbände und interessierten Unternehmen das negative Vorbild der US-amerikanischen Normierungsgremien eine Warnung:

Die IDEAlliance hatte 2013 wohl vorschnell neue Druckbedingungen für GRACol 2013 und SWOP 2013 vorgestellt, die aber in der Praxis bislang kaum eine Rolle spielen. Warum? Selbst die IDEAlliance überschreibt alle ihre Publikationen zu den neuen Normen mit dem Tenor: „Wenn Sie nicht extrem farbkritisch arbeiten, gibt es keinerlei Grund, von den alten Normen auf die neuen umtzustellen … Fazit: Bitte bleiben Sie bei ihrem etablierten, „alten“ Workflow mit den Profilen aus dem Jahr 2006…. wir sind uns selbst nicht so sicher und arbeiten derzeit an zahlreichen ‚Ergänzungen’…“

PSOCoatedV3 und PSOUncoatedV3: Was definitiv kommt

Klar ist aber: Die neuen Normen werden zahlreiche Veränderungen mit sich bringen, auf die sich betroffene Unternehmen aus Druck und Druckvorstufe bereits jetzt einstellen können: Die einzelnen Veränderungen im Detail:

Normlicht: Neues D50 gemäß ISO 3664:2009

Laufen Sie ruhig schon einmal durch ihren Betrieb, und entsorgen Sie alle D50 Neonröhren und andere Lichtquellen, die nicht den neuen D50 Spezifikationen mit einem höheren UV-Anteil entsprechen. Hersteller wie Just und GTI Normlicht helfen Ihnen gerne weiter. Entsorgen Sie sicherheitshalber alle Streuscheiben und Diffuseren der Neonröhren, da diese eventuell UV-Filter enthalten könnten. Stellen Sie die Streuscheiben und die alten Neonröhren neben die Ausgangstüre.

Messtechnik: Was nicht M1 kann, muss weg

Wenn Sie noch X-Rite i1 oder EFI 1000 Messgeräte besitzen, oder noch die klassischen Epson Spectroproofer ILS-20 verbaut haben, dann stellen Sie neben die Streuscheiben und Neonröhren an Ihrer Ausgangstüre schon einmal einen Karton mit der Beschriftung „Elektroschrott“. Dahinein kommen ihre gesamten Messgeräte, die nur M0 oder UV-Cut beherrschen. Wer schnell ist, kann den Kram eventuell jetzt noch auf eBay verkaufen. Wenn aber kein Weg gefunden wird, die alten i1-Geräte irgendwie per Vermessung plus Firmwareupgrade auf M1 umzurechnen, dann sind die Teile Elektroschrott und reif für den Karton bei der Ausgangstüre.

Software: Aktuelle Versionen sind Pflicht

Wer noch mit Software aus dem Jahr 2003 prooft oder Messungen vornimmt, wird zeitnah Besuch von seinem Systemhaus erhalten müssen. Die neue Messtechnik will angesprochen werden können, das braucht aktuelle Software und Firmware, und wer vor 5 Jahren das letzte Update gemacht hat, der wird wohl gleich mit dem Preis einer kompletten Neuanschaffung rechnen müssen. Wer schnell genug ist, verkauft seine alte Software mit der Messtechnik noch schnell bei eBay. Der Rest packt die alten Kartons und CDs neben die Kiste mit dem Elektroschrott an die Ausgangstüre und ruft bei seinem Softwarehersteller an.

Proofpapiere: Aber bitte mit optischen Aufhellern

Wer prooft muss seine alten Proofpapiere umstellen: Die neuen haben jetzt optische Aufheller, sogenannte OBAs und kosten teilweise spürbar mehr. Während voraussichtlich bei ISOCoatedV2 und PSOCoatedV3 noch einige Zeit lang beide Standards im Markt sein werden, können Sie vermutlich die Naturpapiere komplett entsorgen: Der bislang schon unglückliche PSUncoated Standard wird voraussichtlich direkt durch den neuen PSOUncoatedV3 Standard ersetzt werden. Wenn Sie die alten Proofpapiere nicht an die Ausgangstüre stellen wollen: Kindergärten nutzen die 30 Meter Rollen sicher gerne zum Bemalen und Basteln.

Neue Tonwertzuwachskurven im Druck

Mit den neuen Standards werden die alten, filmbasierten Tonwertzuwachskurven vereinheitlicht und von CMY zu K auf einen Wert angeglichen. Rufen Sie also bitte gleich Ihren CTP-Hersteller an, um einen Servicetermin zu vereinbaren. Er muss die neuen Kurven in diese kleine schwarze Kiste integrieren, die zwischen Ihrem Arbeitsplatz und dem CtP-Belichter steht.

Daten von ISOCoatedV2 nach PSOCoatedV3 umheben

Kurz nachdem der CtP-Mann die neuen Tonwertzunahmekurven in Ihr CtP System integriert hat und aus dem Haus gegangen ist, ruft ein alter Kunde an und platziert eine Nachbestellung für einen äußerst lukrativen Auftrag: „Die Farben exakt so, wie beim letzten Mal, verstanden?“. Wenn Sie den Kunden jetzt auffordern, seine Daten von ISOCoatedV2 auf PSOCoatedV3 umzuarbeiten können Sie vermutlich genausogut den Hörer weglegen und den Kunden vergessen. Also kümmern Sie sich um eine Lösung, die „alten“ ISOCoatedV2-Kundendaten auf Ihren neuen Standard „umzuheben“ … via GMG Colorserver oder Devicelinkprofilen mit PDF Toolbox et cetera, also irgendwelchen kostenpflichtigen Lösungen. Einfach die alten CMYK-Werte auf die Platte bringen und losdrucken wird Ihnen vermutlich eine Reklamation ins Haus bringen, und dann können Sie Ihren Nachdruck gleich auch neben die Ausgangstüre stellen. Denn dann lohnt die Fahrt zum örtlichen Entsorgungszentrum wirklich – mit jeder Mege Neonröhren, Messtechnik, Software und Altpapier …

Fazit

Die neuen Standards werden kommen, eine Umstellung ist früher oder später unvermeidbar. Die Umstellungen werden mit spürbaren, aber für die meisten bewältigbaren Aufwänden verbunden sein. In manchen Bereichen wie z.B. dem Druck auf Naturpapier werden die Umstellungen direkt spürbar bessere Ergebnisse z.B. beim Proof-to-Print-Match liefern. Bei Bilderdruckpapier – ISOCoatedV2 – bleibt abzuwarten, wie schnell die Umstellungen erfolgen werden. Voraussichtlich werden sich Druckereien noch während einer Übergangszeit von einem Jahr nach alten oder neuen Standards PSO zertifizieren lassen können.

Unser Fazit der Proof GmbH

Wir von der Proof GmbH haben die Umstellungen seit einem halben Jahr bereits hinter uns, und konstatieren: Ja, es ist ein erheblicher Aufwand. Fast ein Monatsumsatz Investitionen. Und eine hohe Auseinandersetzung mit dem Thema: “ Was haben wir bislang getan, und was werden wir zukünftig tun?“ „Was raten wir unseren Kunden, wie sie separieren und proofen sollen?“.“Was wird besser, was wird nur anders?“.

Aktuell läuft unsere Fogra-Zertifizierung aus, aber es macht keinen Sinn, sich jetzt noch einmal für PSOUncoated zertifizieren zu lassen, um sich in drei Wochen für PSOUncoatedV3 noch einmal zertifizieren zu lassen. „Ende August“ war der letzte Stand der Fogra uns gegenüber, wann denn die neuen Druckbedingungen wirklich kommen sollten, gekommen ist aber nichts. Mit dem Kick-Off am 30.9. gibt es zumindest einen konkreten Termin. Ob wir die neuen Druckbedingungen dann wirklich sehen werden, und wann eine Zertifizierung auf die neuen Druckbedingungen möglich sein wird, dazu haben wir derzeit noch keine Aussage. Ende September wissen wir sicher mehr.

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